>Interviewpartner: O. Univ.Prof. Dr. Lutz-Henning Block Vorstand >der klinischen Abteilung fr Pulmologie > >Kontakt: > >Universit„tsklinik >fr Innere Medizin IV >W„hringer Grtel 18-20 >1090 Wien >Email: >lutz-henning.block@meduniwien.ac.at >Telefon: (01) 40400 > >WdM: >Die Medienberichterstattung ist in den letzten Wochen und Monaten >von einem Thema gepr„gt: die Vogelgrippe. Vorab was ist H5N1? > >o.Univ.Prof. Dr. Lutz-Henning Block: > >Die Vogelgrippe ist >der Influenza Typ A Erkrankung zuzuordnen, also keine seltene >Krankheit. Der Subtyp H5N1 besteht aus dem H„magglutinin (H Typ >5), und der zweiten Komponente, der Neuraminidase (N Typ 1), einem >Enzym, das in verschiedensten Virusst„mmen vorkommt. > > >WdM: >Es ist eine Geflgelpest, die bis auf wenige Ausnahmen - aufgrund >intensivsten Kontakt zwischen Mensch und Tier - eine reine Tierseuche >ist. Welche Faktoren mssten zusammenkommen, dass sie H5N1 mit >dem humanen Influenzavirus rekombinieren k”nnte? >o.Univ.Prof. > Dr. Lutz-Henning Block: > >Es handelt sich prim„r, wie Sie schon >richtig sagen, um eine Geflgelerkrankung, wobei gewisse Arten >unterschiedlich empfindlich reagieren. Derzeit sind weltweit ca. > 200 Menschen mit dem Virus infiziert verstorben, wobei unklar >ist, ob sie tats„chlich dem Virusinfekt oder einer anderen begleitenden >Erkrankung erlegen sind. Generell verl„uft die Influenza A nicht >selten t”dlich, wobei die jeweiligen Rahmenbedingungen, die zum >Tode fhren, individuell betrachtet und bewertet werden mssen. > Voraussetzung, dass der Virusstamm H5N1 humanpathogenetisch wirksam, > also fr den Menschen gef„hrlich, m”glicherweise t”dlich wird, > ist dass das Virus mutiert. Die WHO hat aus diesem Grund eine >Warnstufe 3 herausgegeben, die bedeutet, dass der Mensch zwar >an dem H5N1 Virus erkranken kann, aber die Risiken so eingesch„tzt >werden, dass er diese Infektion nicht auf andere bertr„gt, was >die Gefahr einer Pandemie relativiert. > >WdM: In manchen Medienberichten >wird von der Gefahr einer Pandemie „hnlich der spanischen Grippe >von 1918 gesprochen, die damals ja weltweit Millionen an Menschenleben >gefordert hat. Geht man davon aus, dass sich tats„chlich ein pandemief„higes >Virus entwickeln wrde, k”nnte man dann die Grippe von 1918 - >auch unter Einbezug der heutigen Lebensumst„nde - mit einer jetzigen >Gegebenheiten vergleichen? >o.Univ.Prof. Dr. Lutz-Henning Block: > > >Obwohl es sich 1918 auch um einen Influenzatyp A handelte >(Subtyp A/H1N1), ist die Pathogenit„t des damaligen Virus mit >dem aktuellen H5N1 sicher nicht vergleichbar. Die verheerende >Wirkung des damaligen Virusstamms beruht auf h„ufigeren Mutationen, > was z.B. wesentlich durch geographische, klimatische, ern„hrungsbedingte >und genetische Rahmenbedingungen erkl„rbar ist. Referenz ? Diese Erklaerungen sind bisher nicht gefuehrt worden >Zu dem bedarf >es eines gewissen Zeitablaufes, bis Mutationen entstehen. ca. 40 Mutationen pro Jahr im Genom bei H5N1-Qinghai. Mutationen wie Tamiflu-Resistenz oder einzelne Amino-Saeuren im receptor-binding domain passieren oft gezielt im jeweiligen Menschen waehrend einer einzigen Infektion. >Anders >als 1918 stehen uns heute verschiedene therapeutische M”glichkeiten >zur Verfgung. >Als erstes gilt festzustellen, dass die wirksamste >Strategie eine Vakzine ist. Das Zeitfenster zwischen dem Auftreten >humanpathogenetischer Virusst„mme und der Verfgbarkeit einer >spezifischen Vakzine, betr„gt ca. 3-6 Monate. ...in Oesterreich vielleicht. Nicht so in ueber 90% der Welt. >Vorbereitungen fr >die Produktion einer fr H5N1 spezifischen Vakzine, sind bereits >auf industrieller Ebene getroffen. >Folgende therapeutische Optionen >kommen zur Ausfllung des Zeitfensters bis zur Bereitstellung >der Vakzine in Betracht: Ausgehend von der Tatsache, dass das >Virus selbst lebensunf„hig ist, bedient es sich der Maschinerie >einer K”rperzelle. >Es bindet hierzu an deren spezielle Membranenbestandteile, > die Neuramins„ure beinhalten. Das Virus verfgt ber das Enzym >Neuraminidase, was das Substrat umsetzt und hierdurch in die K”rperzelle >gelangt (Transfektion). Verschiedene Pharmaka blockieren die Wirkung >dieses Enzyms und inhibieren somit die Vermehrung des Virus. Der ..indem es das Verlassen der Zelle blockieren, nicht den Eintritt >Nachteil dieser Pharmaka, besteht darin, dass sie nicht prophylaktisch >verabreicht werden gerade prophylaktisch. Darin liegt die eigentliche Staerke >und sie das Virus nicht vollst„ndig eliminieren >k”nnen. aber unschaedlich machen >WdM: Welche weiteren Alternativen gibt es? >o.Univ. >Prof. Dr. Lutz-Henning Block: > >Eine weitere Strategie besteht >in einer Stimulation einer so genannten unspezifischen Immunit„t. > Hierunter versteht man eine Reihe immunologischer Abwehrmechanismen, > die der Erkennung, Abt”tung und Elimination von Mikroben allgemein >dienen. Im Vordergrund der Wirkungen steht hierbei eine Steigerung >der biologischen Aktivit„t von T-Lymphozyten und Makrophagen. >Obwohl die pharmazeutische Industrie verschiedene M”glichkeiten >offeriert, m”chte ich ein Produkt erw„hnen, das durch einen molekularen >Wirkungsmechanismus charakterisiert ist. Es handelt sich um wasserl”sliche >Extrakte von Bakterienst„mmen, die entweder die menschliche Lunge, > oder die Harnblase besiedeln. Diese Bakterienlysate haben keine >relevanten Nebenwirkungen und k”nnen auf Grund ihrer Eigenschaft, > die unspezifische Immunit„t zu stimulieren, auch prophylaktisch >eingesetzt werden. Als besonders gef„hrdete Patienten gelten solche, > die sich einer immunsuppressiven Therapie unterziehen mssen, > oder deren Erkrankung das Immunsystem schw„cht. Darber hinaus >zeigen aktuelle Studien, dass der „ltere Mensch h„ufig eine Abnahme >der Reaktivit„t seines Immunsystems vor allem durch mangelhafte >Synthese von Immunglobulinen aber auch der zellvermittelten Wirkungen >aufweist. Aber auch das normale Individuum profitiert von einer >Therapie mit Bakterienlysaten, in dem die Reaktivit„t des Immunsystem >prophylaktisch gesteigert und hierdurch einer potentiellen Gefahr >durch Infektionen jedweder Art begegnet wird. > > >WdM: Was sind >Bakterienlysate? >o.Univ.Prof. Dr. Lutz-Henning Block: > >Bakterienkulturen >werden unter bestimmten Rahmenbedingungen zum Wachsen gebracht >und durch ein L”sungsmittel extrahiert. Da es sich um eine Mischung >von Bakterienst„mmen handelt, muss man toxische Verunreinigungen >eliminieren. Die Phenol-Wasser-Extrakte werden dann evaporiert >und in Form von Kapseln bzw. Tabletten zur Anwendung gebracht. > Es handelt sich also um ungiftige Komponenten aus den Membranen >von Bakterien. Die Produktion der Bakterienlysate ist durchaus >der Isolierung wichtiger Antibiotika, wie z.B. der Penicilline >vergleichbar, die zum Teil ebenfalls Bakterienextrakte darstellen. > > >WdM: Fhrt man diese Lysate zu, was wrde man im K”rper sehen? > >o.Univ.Prof. Dr. Lutz-Henning Block: > >Die Wirkung ist komplex >und vielf„ltig. So kommt es zu Steigerung unspezifischer Wirtsabwehrmechanismen, > wie die Verbesserung von Makrophagenfunktionen, d.h. die von >den Fresszellen erkannten Mikroben werden effektiver aufgenommen >und intrazellul„r abget”tet. Zu dem werden vermehrt Wachstumshormone >des Immunsystem gebildet, wie z. B. das Interleukin-2, das zur >Reifung immunkompetenter Zellen beitr„gt, wie auch die gesteigerte >Synthese von Interferon gamma, was antivirale Wirkungen erzeugt. > šber einen noch nicht gekl„rten Mechanismus wird die Syntheses >des Immunglobulin A angeregt, was schtzend auf verschiedene Schleimhautgewebe >wirkt. > >WdM: Was ist die Schleimhautimmunit„t? >o.Univ.Prof. > Dr. Lutz-Henning Block: > >Im Unterschied zur Hautoberfl„che >besitzt die Schleimhaut eine andere Durchl„ssigkeit. Sie ist gegenber >der Hautoberfl„che, die aus verhornendem Plattenepithel besteht, > weniger rigide. Die Permeation flssiger Bestandteile, wie z. > B. immunologischer Faktoren, stellt eine wirksame Abwehr gegen >eine potentielle Invasion von Mikroben dar. >Trotz st„ndiger Kontamination >mit apathogenen Keimen wie z.B. in der Mundh”hle und im Darm, >verrichtet die Schleimhaut verschiedene wesentliche Aufgaben. >Ihre Integrit„t wird durch die Balance ihres Immunsystems gew„hrleistet, > wobei z. B. das Immunglobulin A eine wichtige Rolle spielt. Geht >man davon aus, dass die Pathogenit„t von Mikroben entscheidend >durch das Anhaften an Schleimhautoberfl„chen durch Formation von >Adh„sionsmoleklen gesteuert wird, kommt den immunologischen Faktoren >der Schleimh„ute eine wesentliche Steuerung der Immunabwehr im >gesamten K”rper zu. Die oben geschilderten immunmodulierenden >Einflsse der Bakterienlysate stabilisieren die Integrit„t der >Schleimh„ute. > >WdM: Was k”nnen Bakterienlysate nicht? >o.Univ. >Prof. Dr. Lutz-Henning Block: > >Obwohl die Bakterienlysate eine >Fehlgewichtung einer immunologischen Balance korrigieren k”nnen, > reichen sie selbstverst„ndlich nicht aus, ein aggressives mikrobielles >Wachstum zu blockieren. Sie sind also weder Antibiotika noch Vakzine. > Bezogen auf die potentielle Gefahr des H5N1 kann die Anwendung >von Bakterienlysaten eine durchaus sinnvolle prophylaktische Maánahme >sein, jedoch ohne wirksame Beeinflussung der Vermehrung mutierter >Viren. > > >WdM: Welche Rolle spielen einfache M”glichkeiten der >Immunsystemst„rkung wie Vitamin C, gesunde Ern„hrung, Bewegung, > etc.? >o.Univ.Prof. Dr. Lutz-Henning Block: > >Generell kann >man sagen, dass alles Natrliche gut fr den K”rper ist. Dazu >z„hlt eben das von Ihnen angesprochenen Vitamin C, das zwar eine >immunstimulierende Wirkung besitzt, jedoch potenziell auch Nebenwirkungen >haben kann. diese Wirkung ist nicht nachgewiesen. Chancenreicher erscheint derzeit Vitamin D. >Die Diskussion der Vitamine hinsichtlich immunst„rkender >Effekte ist endlos und daher in diesem Interview nicht differenziert >beantwortbar. Sicher ist, dass Vitamine keine Pandemie aufhalten, > oder auch nur im Geringsten beeinflussen k”nnen. Wichtiger erscheint >mir die Bercksichtigung einer ausgeglichenen Ern„hrung, d.h. >Vermeidung einseitiger Ess- und Trinkgewohnheiten. Darber hinaus, > neben einer ausreichenden Versorgung mit Vitaminen, eine eher >proteinreiche, kohlenhydratmoderate und zumindest was gewisse >Fette angeht, eher restringierte Kost. >Dass jede Form k”rperlicher >Bewegung, bzw. k”rperlicher Bet„tigung auch auf das Immunsystem >anregend wirkt, kann nicht bezweifelt werden, schtzt aber nicht >vor mikrobiellen Infektionen. > > >WdM: Gibt es zu diesem Thema >noch etwas, was Ihnen am Herzen liegt zu sagen? >o.Univ.Prof. >Dr. Lutz-Henning Block: >Mir liegt vor allem daran festzuhalten, > dass wir die Vogelgrippe als potentiell gesundheitsgef„hrdendes >Problem erkennen, das allerdings prim„r auf Tiere begrenzt ist. > Wesentlich ist, dass wir hierbei die Ursache erfassen und die >potentiellen Gefahren einordnen k”nnen. Entscheidend ist, dass >man drohenden Seuchen weder mit Hektik, Panik und gesteigerter >Nervosit„t gegenber steht, sondern mit kontrolliertem, angemessenem >Handeln, kritischer Distanz und wacher Aufmerksamkeit. W„hrend >man als Arzt eher die rein fachlich-medizinischen Implikationen >beurteilt, bedarf es insbesondere in Anbetracht potentieller Gef„hrdung >fr die Gesellschaft gesundheitspolitischer Maánahmen. So weise >ich auf die Notwendigkeit sorgf„ltiger Planung von Notfallmaánahmen, > wie z. B. Quarant„ne, Versorgung mit Atemschutzmasken, spezielle >Schutzkleidung fr das „rztliche und medizinische Personal, Bercksichtigung >spezieller Zugangswege fr Isolierstationen, Aufkl„rungsmaánahmen >fr direkt involvierte Žrzte hin, wie dies bereits exemplarisch >in der Schweiz exerziert wird. > > > >Interview gefhrt von Natasha >Macheiner, ¸ 2006, Welt der Medizin